Zukünftiger Stadtpark
Ein Ort für alle
Das Gelände des ehemaligen Stadtfriedhofs in der Mannheimer Straße soll umgestaltet werden und eine neue Funktion bekommen: Ein Ort für alle.
Zum Hintergrund: Bereits 1980 beschloss der Stadtrat, den Stadtfriedhof nach Ablauf der letzten Ruhefrist nicht mehr als Friedhof zu nutzen und ihn zum 01.01.2021 zu entwidmen. 2015 konnte der ehemalige Stadtfriedhof ins Projekt „Soziale Stadt“ aufgenommen werden. Ein Glücksfall, denn ein Ziel des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ ist es, durch Umgestaltung von Plätzen und Umbaumaßnahmen von Straßen die Aufenthalts- und Lebensqualität in Schifferstadt zu verbessern und das soziale Miteinander zu fördern. So soll auf dem Gelände des ehemaligen Stadtfriedhofs ein Ort entstehen, der Abwechslung zum hektischen Alltag bietet und Zusammenkünfte verschiedener Alters- und Kulturgruppen ermöglicht – eine grüne Oase der Ruhe für Jung und Alt inmitten der Stadt.
Der Ausschuss Projekt „Soziale Stadt“ hat Ende März 2022 beschlossen, dem Gelände zwei Funktionen zu geben. So soll eine Zone geschaffen werden, in dem Innehalten und zur Ruhe kommen im Vordergrund stehen und eine, in der aktives Erleben gefördert wird. Insgesamt soll der Charakter einer Oase der Ruhe, wie es derzeit vor Ort zu spüren ist, erhalten bleiben. Behutsam soll durch einzelne Elemente ein untergeordneter Erlebnischarakter ergänzt werden, welche dann der „Erlebnisfunktion“ zuzuordnen sind. Um hier die sehr unterschiedlichen Ansprüche an diese Funktionszonen zu vereinen, binden die Verantwortlichen die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an in die Gestaltungsprozesse mittels verschiedener Bürgerbeteiligungen ein.
Im Rahmen des Tags der Städtebauförderung 2022 luden die Stadtverwaltung Schifferstadt gemeinsam mit dem zuständigen Quartiersmanagement zu einer Bürgerbeteiligung auf dem Gelände des ehemaligen Stadtfriedhofs ein. Bei dieser Gelegenheit konnten sich Bürgerinnen und Bürger einen Eindruck über die Anlage machen, Fragen stellen, sich austauschen. Außerdem wurden Ideen präsentiert, wie man den Funktionsbereich des aktiven Erlebens gestalten könnte und alle Anwesenden konnten zu den Ideen ihre Stimmen und eigene Ideenvorschläge abgeben. Wer am Tag der Städtebauförderung persönlich nicht anwesend sein konnte, hatte darüber hinaus noch die Gelegenheit, bei einer Online-Umfrage teilzunehmen. Insgesamt konnten über 350 Rückmeldungen gesammelt werden.
Eine Projektgruppe, bestehend aus den Beauftragten der Stadt und Ehrenamtlichen, setzten sich ebenfalls mit der Gestaltung der Grünfläche auseinander und brachten Vorschläge ein.
Bei einer Infoveranstaltung für die Öffentlichkeit Anfang Juli 2022 präsentierten Bürgermeisterin Ilona Volk, Quartiersmanagerin Ingrid Schwarz, und Lea Bannas, Verantwortliche aus dem Bereich Bauen und Umwelt der Stadtverwaltung, die Ergebnisse beider Umfragen und die Resultate aus der Zusammenkunft der Projektgruppe.
Sowohl bei dem Treffen der Projektgruppe als auch bei der Infoveranstaltung beschäftigten sich die Anwesenden mit verschiedenen Aspekten. Hierzu gehörten Themen wie ökologische und stadtklimatische Verbesserungen, ein gastronomisches Angebot, Toiletten und Trinkwasserbrunnen, aber auch nächtliche Schließzeiten, Vorkehrungen für Vandalismus und weitere sicherheitsrelevante Überlegungen.
Bei allen Überlegungen für eine zukünftige Gestaltung kommt den vorhandenen Grabstellen eine besondere Bedeutung zu. Daher haben sich der Verein für Heimatpflege Schifferstadt e. V., der zuständige Fachbereichsleiter Bürgerdienste Peter Schlindwein sowie Beigeordneter Hans Schwind intensiv mit den vorhandenen Grabmalen beschäftigt. 77 Grabsteine werden erhalten bleiben. Dies wurde unter Berücksichtigung dreier Kategorien entschieden:
- Grabmale mit Denkmalcharakter (Alter, künstlerische Gestaltung, aussagekräftige Symbole, Bearbeitung)
- Grabmale, die typisch für eine Epoche sind
- Grabmale, die für die Friedhofs- und Stadtgeschichte wertvoll sind
Im Herbst 2022 wurden die Planungsleistungen an zwei Planungsbüros vergeben: Das Landschaftsarchitekturbüro Hofmann und Röttgen erstellte die Entwurfsplanung zur Freiflächengestaltung und das Architekturbüro Seepe und Hund das Konzept zur Sanierung der ehemaligen Aussegnungshalle. Sämtliche Ergebnisse aus den verschiedenen Beteiligungsformaten (u.a. allgemeine Öffentlichkeit, Projektgruppe) wurden den Planern zur Einarbeitung in die Entwurfsfassungen übergeben.
Im Rahmen mehrerer Sitzungen des Ausschusses Projekt Soziale Stadt sowie in einer weiteren Bürgerbeteiligung am 02.02.2023 wurden die Entwürfe von beiden Planern vorgestellt und weitere Anregungen zusammengetragen. Am 16.03.2023 wurden die Entwürfe zur Umgestaltung des ehemaligen Stadtfriedhofs durch den Stadtrat beschlossen. Dieser Beschluss gilt vorbehaltlich der Zustimmung der Struktur- und Genehmigungsbehörde (ADD), denn diese prüft im kommenden Jahresförderantrag 2023 die verschiedenen Projekte, die im Rahmen der Sozialen Stadt Schifferstadt umgesetzt werden sollen.
Für die Parkumgestaltung sind fünf Zonen vorgesehen: Erinnern und Andenken, Sitzen und Naturerlebnis, Gärtnern und Naturgenuss, Bewegung und Aktivität sowie Treffen und Veranstaltungen. Insgesamt lädt eine naturnahe und artenreiche Parkfläche zum Verweilen ein. Geschwungene Wege mit einer wassergebundenen Decke unterstreichen den natürlichen Charakter. Im gesamten Park dominieren Rasen- und Wiesenflächen sowie artenreiche Pflanzbeete. Die Bäume bleiben bei der geplanten Umgestaltung fast alle erhalten.
Im nordöstlichen Bereich wird der ehemalige Charakter wiederzufinden sein. In der Zone des Erinnerns und Andenkens werden über 70 erhaltenswerte Grabsteine neu angeordnet. Ein paar der Grabsteine sollen jedoch an ihrer ursprünglichen Position verbleiben. Im Südosten prägen Sitz- und Liegebänke, Rundbänke, eine Picknick- und Liegewiese, ein Natur-Theater, verschiedene Holzskulpturen oder eine Slackline zwischen den Bäumen die Zone Sitzen und Naturerlebnis. Im Südwesten ist die Zone Gärtnern und Naturgenuss vorgesehen. Hier sieht die Planung Hochbeete, insektenfreundliche Stauden, essbare Sträucher, Obstbäume und ein Insektenhotel vor. Im Westen erstreckt sich die Zone Bewegung und Aktivität. Hier sind verschiedene Bewegungselemente vorgesehen: eine Wipp-Saug-Pumpe für Interaktionen mit Wasser, ein Barfußpfad, eine Calisthenics-Anlage und drei barrierefreie Trampoline.
Im Zentrum befindet sich die ehemalige Aussegnungshalle. Diese wird saniert, ihre Kubatur und die charakteristischen Fenster bleiben erhalten. Dort soll künftig Platz für kleinere öffentliche Veranstaltungen sein. Ein zusätzlich eingezogenes Fenster soll für mehr Licht sorgen. Im Außenbereich sollen Tische und Bänke speziell für Rollstuhlfahrer angeordnet werden. Diese Zone lädt zum Treffen und zu Veranstaltungen ein.
Abbildung „Umbau Aussegnungshalle Seepe und Hund“
Währenddessen: Unterhaltung und Bewegung auf dem zukünftigen Stadtpark
An sechs Veranstaltungstagen in den Sommerferien 2023 fand ein buntes und kostenfreies Programm an dem zentralen Ort an der Mannheimer Straße statt. „Unser Ziel war es, dass Groß und Klein das Gelände von einer anderen Seite kennenlernen und erleben können“, sagt Lea Bannas, Projektmanagerin der Sozialen Stadt Schifferstadt.
Den Auftakt machte Herr Harald Schneider – bekannt als Kriminalautor von „Palzki“ – mit den best ofs aus Schifferstadt. Gemeinsam mit niedlichen Handpuppen brachte Janina Pister von der „Quasselkiste“ mit ganz viel Liebe und einer aufklärenden Geschichte – nämlich Müll gehört nicht auf den Boden, sondern in den Mülleimer – die Kinderaugen zum Leuchten. Vom Pinsel aufs Papier, auf die Füße, in die Haare - kreativ wurde es bei Stephanie Gunkel, die normalerweise in ihrem KleinenKunstRaum tätig ist aber an diesem Tag viel Spaß und wunderschöne Erinnerungen unter freiem Himmel ermöglicht hat.
Auch ein sportliches Programm war geboten: kräftetankendes QiGong mit Frau Ulrike Rabinstein sowie Yoga für Groß und Klein bei Frau Julia Tuma. Dabei machten die Kinder eine virtuelle Tour durch einen Zoo und brachten sich als die verschiedensten Tiere in Yoga-Pose.
In einem Achtsamkeits-Coaching lieferten Sandra Münz und Claudia Häckel wertvolle Tipps für einen entspannteren und achtsamen Alltag durch die Verbesserung des eigenen Körperbewusstseins.
Um die Besonderheit und Wertigkeit aber vor allem die Möglichkeiten des Ortes zu unterstreichen, fand eine Baum- und Kräuterführung mit dem städtischen Umweltbeauftragten Frank Schmitt statt.
Die Rückmeldungen waren ausschließlich positiv, was sich auch durch die vielen Besucher der Veranstaltungen gezeigt hat. „Es war eine Vorfreude auf den Stadtpark bemerkbar“ sagt Lea Bannas.
Dies sind nur einige Möglichkeiten, die einen Stadtpark mit Leben füllen können. In Verbindung mit der Sanierung der ehemaligen Aussegnungshalle, zu einem Ort für Veranstaltungen und Treffen, ergeben sich weitere Möglichkeiten die zu diesem neuen Wohlfühlort einladen.